Drudenzug

Drudenzug

Nach der Kirchweih Ende August gilt der Drudenzug am Fastnachtsdienstag als zweites großes Fest im Jahresablauf Schopflochs.

Der Drudenglaube allgemein geht bis in die heidnische Zeit zurück.

Bemerkenswert ist, dass dieser Glaube im Alpenland und vor allem in der Salzburger Gegend verstärkt vorkam, denn genau aus diesem Raum kommend, ließen sich ab dem Jahre 1634, also während des Dreißigjährigen Krieges, evangelische Glaubensflüchtlinge in Schopfloch nieder. Diese Exulanten brachten neben dem Maurer- und Steinmetzhandwerk sehr wahrscheinlich auch den Drudenglauben nach Schopfloch.

Verstärkt wurde dieser Glaube an böse Gestalten durch teilweise extreme klimatische Veränderungen, ausgelöst durch die sogenannte „Kleine Eiszeit“, die das 17. Jahrhundert zum kältesten der letzten 2000 Jahre werden ließ. Lange kalte Winter und nasse kühle Sommer sorgten dafür, dass es in ganz Europa zu verheerende Ernteausfällen, zu Hungersnöten und Seuchen kam. Man suchte hierfür Schuldige, und fand sie in Hexen und Druden, die für alles Übel verantwortlich gemacht wurden! Eine Drude lässt sich wie folgt definieren:

Eine Drude ist ein Wesen des Volksglaubens, welches sich nachts auf die Brust von Schlafenden setzt und Alpträume sowie Beklemmung und Atemnot verursacht. Druden sind hässlich und alt, es sind überwiegend Frauen, die dazu verdammt sind, sich jede Nacht ein Opfer zum Drücken suchen zu müssen. Dazu löst sich ihre Seele vom Körper, kann als Geist durch kleinste Spalten und Schlüssellöcher in ein Zimmer dringen und dann in verschiedener Gestalt erscheinen.

Dass insbesondere in unserem Raum der Glaube an Druden und Hexen stark verwurzelt war, zeigt die Tatsache, dass die aus dem nur 2 km nordwestlich von Schopfloch liegenden Larrieden stammende Marie Kraus und deren Stieftochter Margarethe noch 1679 der Hexerei beschuldigt, nach der Folter verurteilt und anschließend auf dem Kühwasen in Feuchtwangen als letzte „Hexen“ Süddeutschlands verbrannt wurden.

Noch 1787 ist einer Niederschrift zu entnehmen dass „ …ein großer Teil der Einwohner Schopflochs bei Krankheit Rat beim famosen Hexenmeister in Zwernberg (3 km westlich von Schopfloch) suchen, statt einen Arzt aufzusuchen…“

Heute würde man diesen Mann wohl eher als erfolgreichen Naturheilkundler oder Heilpraktiker bezeichnen – noch vor 250 Jahren galt er als Hexenmeister! Vor diesem geschichtlichen Hintergrund hat sich der Drudenzug in seinen Grundzügen bis heute erhalten: Die Wintergeister, schon immer in Schopfloch verbunden mit und symbolisiert durch die Druden, werden von den Drudenpeitschern in ihren weißen Anzügen mit roter Schärpe, rotem Barett und langen geflochtenen Peitschen aus dem Ort getrieben!

Symbolfiguren des Drudenzuges: Strohbär, Drudenpeitscher, Druden